Werbeliner See, 25.02.2017

06:30 Uhr – 08:30 Uhr, -1 °C, klar, mäßiger Wind.

Die Rohrammer ist in jedem Jahr der erste Vogel, dessen Gesang ich aufnehmen kann. Sie sitzt wenig scheu auf einem Busch direkt am Wasser, singt laut, aber dafür nicht besonders schön. Es klingt als wäre sie im Stimmbruch, die Stimme kratzt und stottert. Sie ist der schimpfende Rohrspatz aus der Redewendung, aber eben auch der erste Sänger im Jahr. Auf dem Grabschützer See balzen Zwergsäger und auf dem Zwochauer See Schellenten. Die Saat- und die Bläßgänse, die im Winter zu Tausenden die Nächte auf dem Werbeliner See verbringen, haben begonnen wegzuziehen. Die Wachholderdrosseln, die noch vor vier Wochen in Scharen in den Sanddornbüschen saßen, sind schon ganz verschwunden. Da kündigt sich was an. Ich habe trotzdem nicht das Gefühl, daß es Frühling wird, daß das wirklich ein Prozess ist. Das ist ein Umbruch, eine Revolution, jetzt ist noch Winter, mit Reif auf den Gräsern und dem Krächzen der Saatkrähen, und Frühling wird dann auf einmal da sein, von einem Tag auf den anderen, irgendwann nächste Woche wird es passieren.

bemtevi